Studie 2018
Wie kann das Matching zweier Individuen auf Basis von Persönlichkeit das Ergebnis einer Eins-zu-Eins-Beziehung verbessern?
1. Das Matching auf Basis von Persönlichkeitsähnlichkeit sagt die Zufriedenheit der Teilnehmer vorher. Folglich sind TeilnehmerInnen umso zufriedener, je ähnlicher sie in ihrer Persönlichkeitsausprägung gematcht werden.
2. Je extravertierter der/die Matchingpartner/in ist, umso mehr fühlen sich die TeilnehmerInnen in ihrer Zielerreichung und persönlichen Weiterentwicklung unterstützt. Gleichzeitig bewerten sie die Beziehungsqualität besser und ihre/n Matchingpartner/in als fachlich und sozial attraktiver. Ebenso steigt das Vertrauen gegenüber dem/r Partner/in und man gibt mehr Informationen von sich preis.
3. Das Matching auf Basis von Persönlichkeitspräferenzerfüllung sagt die instrumentelle und psychologische Unterstützung, sowie die Beziehungsqualität vorher. Dies bedeutet für das Matching, dass je mehr die TeilnehmerInnen mit Persönlichkeiten gematcht werden, mit denen sie gerne zusammenarbeiten, umso mehr Unterstützung in der Zielerreichung und persönlichen Weiterentwicklung erfahren sie und umso positiver beurteilen sie die Beziehungsqualität.
B.Sc. Psychologie
Wir wollten herausfinden, was der größte Hebel für ein erfolgreiches Matching ist - mittels verschiedener Matching-Ansätze bezüglich der Persönlichkeit und Präferenzen der Teilnehmer. Als Basis wurde das Big Five Modell (auch Fünf-Faktoren-Modell, FFM, OCEAN-Modell genannt) verwendet. Mehr dazu hier.
Dafür wurde von Februar bis August 2018 eine Studie im Rahmen einer Masterarbeit am Lehrstuhl für psychologische Methodenlehre und Diagnostik der Ludwig-Maximilians-Universität München und in Zusammenarbeit mit der Chemistree GmbH durchgeführt.
Die Teilnehmer erhielten die einmalige Gelegenheit, kostenlos auszuprobieren, wie Matching funktioniert. Und sie bekamen ihr ganz individuelles Match gemäß ihrer Präferenzen: Ob sie ihr Netzwerk in einem bestimmten Bereich erweitern wollen oder sich zu ihren Interessen austauschen möchten, entschieden sie.
Erster Fragebogen
Persönliches Treffen
Zweiter Fragebogen
Die Teilnahme an der Studie erfolgte selbstverständlich freiwillig. Sämtliche Angaben wurden in pseudonymisierter Form gespeichert, sodass kein Rückschluss auf Ihre Person möglich war. Die in der Studie entstandenen Daten werden ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken erhoben und verarbeitet und nicht an Dritte weitergegeben.
Wenn Sie dies möchten, können Sie für die Registrierung eine anonyme eMail-Adresse nutzen.
Wir bauen mit unserer Studie auf wissenschaftlicher Vorarbeit auf den Gebieten Mentoring und Beziehungsqualität auf. Den Stand der Wissenschaft haben wir hier für Sie zusammengefasst:
Zwischenmenschliche Beziehungen bilden das Fundament für unser Wohlbefinden, unsere Belastbarkeit und die täglichen Lernerfahrungen (Roffey, 2012). Mentoring gilt dabei zum Beispiel als eine Beziehungsart, bei der ein erfahrener Mentor einem weniger erfahrenen Mentee Chancen des Lernens, der Unterstützung und Anleitung aufzeigt und anbietet. Forschung in diesem Bereich konnte aufzeigen, dass die Ähnlichkeit zwischen Mentor und Mentee in Persönlichkeit, Werten und Einstellungen in starker Verbindung mit dem Erfolg eines Mentoring-Programms steht (Eby et al., 2013; Ghosh, 2014; Menges, 2015). Damit gehen insbesondere eine erhöhte Unterstützung bei der Zielerreichung (instrumentelle Unterstützung), eine erhöhte persönliche und emotionale Weiterentwicklung (psychosoziale Unterstützung), sowie eine bessere Beziehungsqualität einher. Instrumentelle Unterstützung, psychosoziale Unterstützung und die Beziehungsqualität stehen wiederum in einem positiven Zusammenhang mit der Zufriedenheit über die Erfahrung. Je größer die instrumentelle und psychosoziale Unterstützung, umso höher ist auch die berichtete Lernerfahrung.
Auch andere Forschungsbereiche geben Hinweise darauf, dass die persönliche Ähnlichkeit zwischen den beiden Beziehungsparteien eine fundamentale Rolle spielt. Im Rahmen der Arbeitsbeziehung zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter steht die Ähnlichkeit in Zusammenhang mit der Beziehungsqualität (Bernerth, Armenakis, Feild, Giles, & Walker, 2008). Bei Freundschaftsbeziehungen wird die Initiierung und Aufrechterhaltung einer Freundschaft mit dem Ausmaß der Ähnlichkeit in der Persönlichkeit der beiden Beziehungsbeteiligten assoziiert (Harris & Vazire, 2016; Youyou, Stillwell, Schwartz, & Kosinski, 2017). Diese Forschungsergebnisse lassen sich auf das Ähnlichkeits-Attraktivitäts-Paradigma von Byrne (1971) zurückführen. Es besagt, dass Personen attraktiver erscheinen, wenn sie einem selbst ähnlich sind.
Zudem ist nicht nur die Ähnlichkeit zwischen den beiden beteiligten Beziehungspersonen ein wichtiger Faktor, sondern auch das Bewusstsein über diese Ähnlichkeit. Der Attraktivitätseffekt ist umso höher, je ähnlicher sich zwei Personen sind und je präsenter diese Ähnlichkeit ist (Montoya & Horton, 2013). Die Ähnlichkeit kann zum Beispiel dadurch deutlich gemacht werden, indem Personen Informationen darüber erhalten, in welchen Bereichen eine Ähnlichkeit besteht.
Neben der Persönlichkeit gibt es noch viele weitere Variablen, die Einfluss auf den Erfolg von Beziehungen und eine erfolgreiche Zusammenarbeit ausüben, wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, kultureller Hintergrund oder berufliche Erfahrungen. Wie dyadische Beziehungen oder auch Teams zusammengesetzt werden sollen und welche Aspekte der Diversität dabei zu berücksichtigen sind, ist von verschiedenen Kriterien abhängig. An dieser Stelle spielt insbesondere die Aufgabe und das Ziel, das mit dem Match erreicht werden soll, eine ausschlaggebende Rolle.
Bernerth, J. B., Armenakis, A. A., Feild, H. S., Giles, W. F., & Walker, H. J. (2008).
The Influence of Personality Differences Between Subordinates and Supervisors on Perceptions of LMX. Group & Organization Management, 33(2), 216-240.
Byrne, D. E. (1971). The attraction paradigm (Vol. 11): Academic Press.
Eby, L. T., Allen, T. D., Hoffman, B. J., Baranik, L. E., Sauer, J. B., Baldwin, S., . . . Evans, S. C. (2013).
An interdisciplinary meta-analysis of the potential antecedents, correlates, and consequences of protege perceptions of mentoring. Psychological Bulletin, 139(2), 441-476. doi:10.1037/a0029279
Ghosh, R. (2014).
Antecedents of mentoring support: a meta-analysis of individual, relational, and structural or organizational factors. Journal of Vocational Behavior, 84(3), 367-384. doi:10.1016/j.jvb.2014.02.009
Harris, K., & Vazire, S. (2016).
On friendship development and the Big Five personality traits. Social and Personality Psychology Compass, 10(11), 647-667. doi:10.1111/spc3.12287
Menges, C. (2015).
Toward Improving the Effectiveness of Formal Mentoring Programs. Group & Organization Management, 41(1), 98-129. doi:10.1177/1059601115579567
Montoya, R. M., & Horton, R. S. (2013).
A meta-analytic investigation of the processes underlying the similarity-attraction effect. Journal of Social and Personal Relationships, 30(1), 64-94.
Roffey, S. (2012).
Positive Realtionships: Evidence-based practice across the world. Dordrecht: Springer.
Youyou, W., Stillwell, D., Schwartz, H. A., & Kosinski, M. (2017).
Birds of a Feather Do Flock Together: Behavior-Based PersonalityAssessment Method Reveals Personality Similarity Among Couples and Friends. Psychological Science, 28(3), 276-284. doi:10.1177/0956797617697667